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Fremd bin ich eingezogen,
fremd zieh‘ ich wieder aus.
– Wilhelm Müller, 1823 –
Mit diesen Versen aus der Feder des romantischen Dichters Wilhelm Müller leitet Franz Schubert seinen Liederzyklus „Winterreise“ ein. Das lyrische Ich verlässt seine aussichtslos Geliebte und bricht mit einem Gefühl des Schmerzes, der Fremdheit und Ziellosigkeit, jedoch in einer diffusen Suchbewegung auf in die eisige, von Unsicherheit geprägte Winternacht. Ob in individueller Privatheit, gesellschaftlicher Kollektivität oder auf staatspolitischem Terrain – die mit Reisen, Aufbruch und dem Verlassen heimischer Umgebungen in Verbindung stehende Fremdheitserfahrung scheint auch zweihundert Jahre nach der künstlerischen Schaffensperiode eines Wilhelm Müller und Franz Schubert wieder einen großen Raum einzunehmen. Die irritierende Konfrontation mit dem Fremden ermöglicht zwar überhaupt erst eine identifikatorische Selbstwahrnehmung, bereitet jedoch neben der Gefahr des Verfallens in abgrenzende Starrheit zuweilen auch Angst vor der nahenden Zukunft. Was, wenn der eigene Platz in der Welt nicht gefunden werden kann, wenn sich das Gefühl der Fremdheit auch nach innen richtet? Die Phase einer Erst- oder Neuorientierung vermag nicht nur positive Spannung und Neugierde zu wecken, sondern auch eine tiefe Sehnsucht nach einem endlichen Ankommen, nach dem Gefühl des Aufgehobenseins. Wie machen Kunst und Musik diese schmerzlich suchende Sehnsucht erlebbar? Wie findet die innere Entrücktheit in Bezug auf Lebensorte, Gemeinschaften und Zeiten ihren Ausdruck? Vermögen wir vielleicht auch mithilfe der produktiven Kraft der Kunst die zuweilen frostige Melancholie zu durchschreiten und uns in ein konstruktiv gestaltbares Morgen zu bewegen? Findet das lyrische Ich der Winterreise am Ende gerade im Lied des ungehörten Leiermanns seine – letzte – Zuflucht?
Für Samstag, den 18. November 2023 möchten wir ab 18:00 Uhr zu unserem Liberalen Kultursalon nach Berlin einladen, um uns gemeinsam auf die Reise der Kultur des Aufbruchs aus dem Gefühl der Fremdheit heraus zu begeben. Im Rahmen des „Liberalen Kultursalons“ steht in Anlehnung an historische Salon-Kulturen das Zusammenkommen im Namen der nach Freiheit dürstenden Kunst und Kultur im Mittelpunkt. In geschütztem Ambiente privater Atmosphäre besteht die Möglichkeit einen künstlerischen Beitrag darzubieten, der in einem geselligen Miteinander bei kleinen kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen und weiterzudenken ist. Der Art deiner Kunstdarbietung sind keinerlei Grenzen gesetzt: Ob eine Lesung, ein musikalisches Werk, eine kleine Kunstausstellung, Einblicke in ein Architekturprojekt, die Inszenierung einer Theater- oder Tanzszene, eine essayistische Gedankenskizze, ein Kochrezept oder etwas gänzlich anderes – wir freuen uns auf deine Ideen und Darbietungen. Es geht um eine Insel des Genusses und des gemeinsamen Denkens inmitten disruptiver Wirklichkeit.
Der Zauber der Salon-Kultur lebt von Vertrauen und Intimität, sodass wir auf ein aufzeichnungsfreies Veranstaltungsformat großen Wert legen. Smartphones und Uhren dürfen somit gerne in der heimischen Wirklichkeit oder in den abgelegten Manteltaschen verbleiben.
Mit herzlichen Grüßen,
Dr. Anja Marzuillo, Svenja Schnepel & Helena Bach
Adresse
10119 BerlinDeutschland
Veranstaltungsort
Die Veranstaltung findet in einer privaten Wohnung statt, weswegen die Adresse erst nach bestätigter Anmeldung an die Teilnehmenden versendet wird.