"Die Zeit vergeht nicht schneller als früher,
aber wir laufen eiliger an ihr vorbei.“
GEORGE ORWELL
Zwischenzeit, verstanden als ein Zusammenhalt stiftender Übergang, bezieht sich stets auf eine Zeit zwischen A und B, zwischen Gestern und Morgen, zwischen Diesseits und Jenseits (Zwischenwelt des Fegefeuers), zwischen Tag und Nacht (Twilight, Blaue Stunde), zwischen Sommer und Winter, aber auch zwischen einem Ist-Zustand und einem angestrebten Ziel. Es handelt sich um ein „noch nicht“ vor dem Hintergrund eines unwiderruflichen „nicht mehr“. Dabei wird sie häufig als eine Phase des lähmenden und dennoch oder gerade deswegen sehr kräftezehrenden Wartens wahrgenommen, welche es möglichst rasch zu überwinden gilt. Aus ihrer eigentümlichen Entrücktheit kann jedoch auch ein Genuss entspringen, ein Sich-Hineingeben in die Zeit des Dazwischen mit all ihrer Unsicherheit. Und dennoch schwingt das zielgerichtete Danach stets mit. Wann beginnt beziehungsweise endet eine Zwischenzeit, deren temporaler Rahmen doch immer der kleinere im Vergleich zu ihren Vor- und Nachfahren bleibt? Endet sie merklich, gar abrupt in einem konkreten Moment – oder wird sie erst zu einem späteren Zeitpunkt in der Retrospektive erkennbar? Wann benennen wir bestimmte historische Epochen? Welche Zwischenzeiten weisen eine Singularität auf, welchen begegnen wir in zyklischer Form?
Auch die Kunst arbeitet mit Zwischenzeiten; ganz konkret zum Beispiel, wenn im Entstehungsprozess eines Gemäldes einzelne Farbschichten Zeit zum Trocknen einfordern. Im Theater entsteht nicht selten durch Umbaupausen und Szenenbildwechsel eine Zwischenzeit – welche Chancen zur Wahrnehmung bietet sie uns? In einem Konzert könnte der spannungsgeladene Moment zwischen dem verklingenden Schlussakkord und dem einsetzenden Applaus als Zwischenzeit aufgefasst werden. Ein Blick zu den Sternen eröffnet eine eigene Zeitdimension zwischen dem Verglü hen eines Sterns und dem auf der Erde wahrnehmbaren Licht.
Nach einer Zwischenzeit der Kultursalonlosigkeit freuen wir uns ungemein Euch am Samstag, den 22. November 2025 ab 18:00 Uhr wieder in Empfang nehmen zu dürfen und laden Euch herzlich ein zu einer gemeinsamen Flucht in eine besondere Zwischenzeit des Genusses!
Im Rahmen des Liberalen Kultursalons steht in Anlehnung an historische Salon-Kulturen das Zusammenkommen im Namen der nach Freiheit dürstenden Kunst und Kultur im Mittelpunkt. In geschütztem Ambiente eines besonderen Raumes zwischen Öffentlichkeit und Privatheit teilen unsere Salongäste ihren künstlerischen Beitrag, der in einem geselligen Miteinander bei kleinen kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen und weiterzudenken ist. Der Art Deiner Kunstdarbietung sind keinerlei Grenzen gesetzt: Ob eine Lesung, ein musikalisches Werk, eine kleine Kunstausstellung, Einblicke in ein Architekturprojekt, die Inszenierung einer Theater- oder Tanzszene, eine essayistische Gedankenskizze, ein Kochrezept oder etwas gänzlich anderes – wir freuen uns auf Deine Ideen und kulturellen Mitbringsel. Es geht um eine Insel des Genusses und des gemeinsamen Denkens inmitten disruptiver Wirklichkeit.
Der Zauber der Salon-Kultur lebt von Vertrauen und Intimität, sodass wir auf ein aufzeichnungsfreies Veranstaltungsformat großen Wert legen. Smartphones und Uhren dürfen somit gerne in der heimischen Wirklichkeit oder in den abgelegten Manteltaschen verbleiben.
In Vorfreude,
Eure Helena Bach und Svenja Schnepel
Informationen zum Titelbild: Hamburg, Kunsthalle (temporär), Caspar David Friedrich, das Riesengebirge, 1830-35, Eigentümer: Nationalgelerie Berlin
Adresse
10119 BerlinDeutschland
Veranstaltungsort
Diese Veranstaltung findet in einer Privatwohnung statt. Die Adresse wird bei Anmeldungsbestätigung versendet.