Verleihung der VSA-Preise 2019. Von Andreas Wendemuth und Christian von Falkenhausen
Zur Auszeichnung herausragender Studienleistungen sowie zur Würdigung des gesellschaftlichen Engagements in liberalem Geist verleiht der Verband der Stipendiaten und Altstipendiaten der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit alle zwei Jahre den VSA-Preis. Prämiert werden sowohl die beste Abschlussarbeit als auch die beste Promotion. In diesem Jahr war es wieder so weit: Die Jury um den Vorsitzenden (und Altstipendiaten) Professor Andreas Wendemuth hatte die ehrenvolle, aber auch überaus schwierige Aufgabe, über das Jahr hinweg aus vielen hochkarätigen Bewerbungen zwei zu prämierende auszuwählen. Die Preisverleihung durch Professor Wendemuth persönlich war einer der Höhepunkte des Netzwerk- und Galaabends im Rahmen des diesjährigen VSA-Konvents in Hamburg.
Burkhard Ringlein erhielt den Preis für die beste Masterarbeit zum Thema „System architecture for network-attached FPGAs in the cloud using partial reconfiguration“ verliehen. In dieser Arbeit, deren wesentliche Ergebnisse bereits auf einer internationalen Konferenz veröffentlicht wurden, erarbeitet Burkhard, für Laien verständlich ausgedrückt, wie Supercomputer schneller und energieeffizienter arbeiten können; für nicht-spezialisierte Anwender vor allem dann relevant, wenn sie solche Supercomputer beispielsweise in der Cloud konfigurieren und damit arbeiten. Burkhard studierte ab 2012 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Informatik mit Nebenfach Physik und erwarb 2016 den Bachelor of Science. Für das Master-Studium – ebenfalls in Informatik – forschte er sechs Monate bei der Heterogeneous Cognitive Computing Systems Gruppe der IBM Forschung in Zürich, einem Laboratorium, das für nicht weniger als zwei Nobelpreise bekannt ist. Zurück in Franken schloss er 2018 seinen Master of Science sehr gut ab; über seine gesamte Studienzeit hinweg war Burkhard Stipendiat der FNF. Ende 2018 kehrte als Doktorand zurück zu IBM nach Zürich. Burkhard war äußerst vielfältig engagiert: man konnte ihn bei zahlreichen stipendiatischen Veranstaltungen antreffen und bis tief in die Nacht hinein mit ihm über seine Herzensthemen sprechen, die sich am besten mit dem Thema Netzpolitik umreißen lassen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er fünf Jahre als Koordinator der gleichnamigen AG wirkte und zahlreiche Seminare initiierte. Im VSA führt er sein Engagement als Altstipendiat im Fachkreis MINT fort. Darüber hinaus brachte er sich in den liberalen Bundesfachausschüssen ein und wirkte bei LOAD e.V., einem Verein für liberale Netzpolitik, mit. Nebenbei ist er seit 10 Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter im Rettungs- und Sanitätsdienst, sowie der Breitenausbildung des Arbeiter-Samariter-Bundes.
Mit ihrer Dissertation “Development of two rapid immunofluorescence analyses for mandibular resection margins of oral squamous cell carcinoma” wurde Dr. Claudia Haase der VSA-Preis in der Kategorie Promotion verliehen. Dank Claudias Forschungsarbeit kann die Behandlung von Krebs in der Mundhöhle erheblich verbessert werden. Die von ihr untersuchten Karzinome gehören zu den häufigsten bösartigen Tumoren und können in den Unterkieferknochen wandern. Um diese Tumore vollständig ausmerzen zu können, muss entferntes Knochengewebe des Unterkiefers auf Krebszellen untersucht werden. Bislang wurde dies nach der Operation durchgeführt, weil die Analyse mehrere Tage dauert; häufig war dann eine zweite Operation erforderlich – mit allen damit verbundenen Risiken, Nebenwirkungen, Belastungen und Kosten. Da in dieser zweiten Operation die Tumorzellen vollständig entfernt werden müssen, wird zudem meist mehr Unterkieferknochen entfernt als minimal notwendig. Dank Claudias Forschungen kann diese Gewebeanalyse bereits während der Operation in einem Schnellverfahren durchgeführt werden, was den Patientinnen und Patienten nicht nur einen zweiten Eingriff erspart, sondern vor allem auch den Tumorbereich besser eingrenzt und somit minimale Eingriffe ermöglicht; die Überlebenswahrscheinlichkeit steigt, weil die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Auftreten des Karzinoms durch unbeabsichtigt verbliebene Tumorzellen deutlich reduziert werden kann. Entsprechend groß war das Interesse der Fachöffentlichkeit, als Claudia ihre Methode auf der 100. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie vorstellte.
Claudias Interessen waren von je her breit gefächert; etwas, das sich dann auch in ihrem Bildungsweg an der Uni zeigen sollte. Nach dem Bachelor in Biologie an der RWTH Aachen studierte sie Zahnmedizin in Bonn und Aachen. Direkt nach ihrer Approbation als Zahnärztin hat sie dann zunächst noch ein Masterstudium der Biologie mit Schwerpunkt Tumorbiologie belegt, um darauf noch die Promotion mit einem Forschungsprojekt im Schnittstellenbereich Tumorbiologie, Pathologie und Mund‐, Kiefer‐, Gesichtschirurgie aufzusatteln. Claudia hat aber nicht nur mehrere Studiengänge erfolgreich absolviert und eine herausragende Dissertation geschrieben, sie war auch ehrenamtlich höchst aktiv. Ob als Mentorin und Coach für Schüler und Schülerinnen mit naturwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Interesse, als Mitglied im Studierendenparlament und in verschiedenen Kommissionen der RWTH, als Semestersprecherin Zahnmedizin, als Mitarbeiterin in der studentischen Selbstverwaltung, als Mitglied des AK Innovation und Umwelt und als Seminarleiterin in der THA.
Wir gratulieren Claudia und Burkhard zu ihren Preisen und freuen uns schon auf die Bewerbungen für die nächste Preisverleihung. Seit 2004 wurden die VSA-Preise bereits an 16 (Alt-)Stipendiatinnen und (Alt-)Stipendiaten verliehen, die – mit ihren Fachgebieten und den Themen ihrer Arbeiten – inzwischen auch alle auf der Webseite des VSA veröffentlicht wurden. Die Preisträger finden sich – sehr grob aufgeteilt – in ganz unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, von Geisteswissenschaften, über Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften und Jura bis hin zu Medizin- und Lebenswissenschaften. Die nächste Ausschreibung läuft bis zum 31. März 2021; Bewerbungen können ab sofort eingereicht werden. Auch hierzu finden sich alle weiteren Informationen auf der Webseite des VSA.