Cay Fürsen ist Rechtsanwalt und VSA-Mitglied. Junge Juristinnen und Juristen an seiner eigenen Erfahrung teilhaben zu lassen und sie zu fördern, ist ihm ein wichtiges Anliegen. Im Interview erklärt er sein Engagement


Du bist Altstipendiat der FNF und unterstützt regelmäßig die Aktivitäten des VSA. Was macht für Dich den Wert dieser Gemeinschaft aus?


Gemeinschaft ist ein Zusammensein in gegenseitiger Verbundenheit – und dies spürt man bei der FNF und dem VSA. Gleich welche Fachrichtung oder wie facettenreich und auch unterschiedlich die Lebensgeschichten sind, uns Stipendiaten und Altstipendiaten verbindet ein starkes liberales Grundverständnis, was das Netzwerken untereinander enorm erleichtert. Die Liberale Rechtstagung in der THA ist ein tolles Beispiel. Sie bietet jungen Nachwuchskräften eine großartige Möglichkeit, zu diskutieren, sich zu präsentieren, Themen vorzustellen und Verbindungen zu knüpfen. Ich habe bereits einige Panel moderieren können und bin jedes Mal von den Fach- und Diskussionsbeiträgen begeistert. Auch wir Altstipendiaten nehmen auf solchen Tagungen sehr viel mit.


Du engagierst Dich insbesondere bei Projekten im Bereich Recht, indem Du beispielsweise an der von Dir bereits erwähnten Liberalen Rechtstagung mitwirkst. Möchtest Du kurz Deinen eigenen professionellen Hintergrund beschreiben?


Gern, ich bin Rechtsanwalt und Partner bei SOH – einer mittelständischen Wirtschaftskanzlei im Ruhrgebiet mit aktuell 35 Rechtsanwälten. SOH ist eine Fullservice-Kanzlei. Wir beraten Start-Ups, Mittelständler wie auch internationale Schwergewichte. Bald feiern wir unser 75-jähriges Bestehen. Ich selbst bin Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz, verantworte die Praxisgruppe „Wettbewerbsund Markenrecht“ mit und engagiere mich in unserer Kanzlei u.a. in Sachen „Nachwuchsförderung“ – eine Herzensangelegenheit.


Du sagtest, dass es Dir Freude bereitet, Nachwuchs in Deinem Fachgebiet zu fördern. Welche Art der Unterstützung bietest Du an?


Ein Schwerpunkt liegt zum einen in der Referendar-Ausbildung. Unsere Referendare arbeiten bei uns mit einem erfahrenen Berufsträger sehr zügig direkt „am Mandat“ mit. Vor kurzem ist eine Referendarin zu mir gekommen und hat berichtet, dass in ihrer Probeklausur-Woche ein Fall gestellt wurde, den sie bei mir wenige Wochen zuvor im Rahmen der Vorbereitung einer Klageerwiderung bearbeitet und „gelöst“ hatte. Ein schöneres Kompliment kann man kaum erhalten. Zum anderen ist unser seit 2018 regelmäßig ausgelobtes SOH Promotionsstipendium zu erwähnen. SOH fördert ausgewählte Dissertationen durch einen Druckkostenzuschuss in Höhe von bis zu EUR 2.500,00.

Was muss man sich unter dem SOH Promotionsstipendium konkret vorstellen? Haben Promovierende hier die Möglichkeit, ihr eigenes Thema vorzustellen und Feedback zu erhalten?

Wir schreiben regelmäßig alle ein bis zwei Jahre einen SOH-Promotionsworkshop aus. Hierzu laden wir ca. 10 bis 12 Promovierende ein, die sich zuvor bei uns mit einem tabellarischen Lebenslauf und einer kurzen Vorstellung ihres Dissertationsthemas beworben haben. Im Workshop stellt jeder Bewerber / jede Bewerberin in einem kurzen Vortrag dann ein bis zwei zentrale Thesen seiner / ihrer Arbeit vor und moderiert daran anschließend eine Diskussion. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welch fundiertem Wissen und großer Leidenschaft die Promovierenden ihre eigenen Thesen und die der Kollegen diskutieren und nach vorn bringen. Jeder nimmt hier aus den Diskussionen etwas für sein Promotionsvorhaben mit. Auch FNF-Stipendiaten sind natürlich herzlich eingeladen, sich zu bewerben. Bewerbungsschluss ist in diesem Jahr der 08.05.2023. Der Workshop selbst findet am 16.06.2023 in Essen statt. Einige FNFStipendiaten und -Stipendiatinnen waren in der Vergangenheit schon dabei – und sind auch Preisträger!

Mit einem Jura-Studium sind sehr unterschiedliche Karrierewege denkbar. Wie sieht die Arbeit in einer Kanzlei wie SOH aus?

Großkanzlei, Lokalanwalt, Unternehmensjurist – oder doch Staatsdienst? Eine große mittelständische Wirtschaftskanzlei wie SOH ist in gewissem Maße eine Kombination dieser Karrierewege: Es werden schwergewichtige international agierende Mandate, aber auch junge Start-Ups und lokale Unternehmen betreut. Wir treten bei Gericht auf und werden zu „Schiedsrichtern“ berufen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist wichtig. Sicherlich: Es ist kein „9-to5“-Job. Dennoch sehe ich abends meine Familie und meinezwei Kinder und verbringe meine Wochenenden mit ihnen sowie mit Freunden – und nicht in der Kanzlei. Hervorzuheben ist auch die außerordentliche Arbeitsatmosphäre. Auf unserer Homepage (www.soh.de) schreiben wir u.a. „Wir sind keine Karrieristen in einer Rechtsfabrik, sondern Mitmenschen in einer großen mittelständischen Kanzlei.“ Der Zusammenhalt unter den Kollegen ist groß. Wir haben eine hohe Zufriedenheit bei unseren Mitarbeitern. Dies belegt auch eine Umfrage des Karrieremagazins azur: Bereits zum zweiten Male ist SOH dort als einer der Top-Arbeitgeber für Juristen in Deutschland genannt (azur100, 2022). Hierauf sind wir sehr stolz!



Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des VSA Mitgliedermagazins "freiraum", die in Kooperation mit der Medienakademie der Begabtenförderung der FNF entstanden ist. Mehr über die liberale Medienakademie könnt ihr über diesen LINK erfahren.