Deutschland hinkt bei der Barrierefreiheit zurück. Denn Barrierefreiheit geht weit über den Rollstuhlfahrer an der Treppe hinaus. Über die sozialen Aspekte von Barrierefreiheit und wo es in Deutschland neben der Bahn noch am Grundrecht Mobilität mangelt. Von Roxana Gestermann

Liebe Leser:innen, tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Mobilität und Infrastruktur in Deutschland. Als Sozialarbeiterin erlebe ich täglich, wie diese beiden Elemente das Leben der Menschen beeinflussen und formen. Von den lebendigen Metropolen bis hin zu den entlegenen Dörfern – die Möglichkeiten ebenso wie die Herausforderungen sind vielfältig und erwecken das Interesse von uns allen.

In unseren urbanen Zentren pulsiert das Leben. Die Infrastruktur ist der Lebensnerv der Städte. Doch trotz moderner Architektur und futuristischer Ideen gibt es immer noch viele Hürden zu überwinden: Buckelige Gehwege, verstopfte Straßen und nicht immer barrierefreie Zugänge. Barrierefreiheit ist ein Schlüsselwort, das in unserer Gesellschaft zwar immer mehr an Bedeutung gewinnt, jedoch haben wir in Deutschland noch immer unsere Schwierigkeiten, wenn es um die Fortbewegung geht.

Viele öffentliche Gebäude, Wohnungen, Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel sind für einige Menschen nicht zugänglich. Dies führt zu erheblichen Hindernissen bei der Nutzung von Dienstleistungen, dem Besuch von Veranstaltungen oder dem Erreichen von Bildungseinrichtungen. Auch der spontane Café-Besuch kann für manche zur Herausforderung werden, wenn keine barrierefreien Eingänge oder Toiletten vorhanden sind.

Doch bleiben wir optimistisch, denn immer mehr Kommunen und Unternehmen erkennen die Wichtigkeit von Barrierefreiheit und arbeiten daran, Zugänge für alle zu schaffen. Als Sozialarbeiterin bin ich täglich in Kontakt mit Menschen, die mit Mobilitätsproblemen zu kämpfen haben. Und hierbei spreche ich nicht nur von Menschen, die beispielsweise auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Ob groß oder klein, jung oder alt: Mehr Menschen als wir uns vorstellen können, sind aufgrund der, teilweise sehr mangelhaft ausgebauten, Infrastruktur von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen, denn sie sind allesamt absolute Kämpfer: innen! Trotz Hindernissen und Hürden suchen sie nach Lösungen, um ihr Leben in vollen Zügen zu genießen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Und da sind wir wieder bei dem leidigen Thema „öffentlicher Nahverkehr“. Wir können nicht leugnen, dass es hier und da Verbesserungspotenzial gibt, da Verspätungen, Ausfälle und überfüllte Bahnen leider keine Seltenheit sind. Ländliche Regionen können zwar durch ihre Weiten und die Abgeschiedenheit einen besonderen Charme haben, doch auch hier kann die Mobilität, ohne Auto oder Unterstützung durch eine andere Person, zu einer echten Herausforderung werden. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist oft begrenzt, was die persönliche Freiheit von jungen und älteren Menschen einschränken kann. Eine gute Infrastruktur ist hier nicht nur eine Frage des Komforts, sondern ein entscheidender Faktor für die soziale Integration und Teilhabe.

Aber wir wollten optimistisch bleiben und daher ist hier auch zu betonen, dass viele Städte und Gemeinden kräftig in den Ausbau ihrer Verkehrsnetze investieren und sie somit Stück für Stück zugänglicher für alle Bürger:innen gestalten. Denn Mobilität ist ein Grundrecht, das uns allen zusteht – egal ob wir uns auf zwei Beinen, mit Rollator oder im Kinderwagen fortbewegen.

Die Welt der Mobilität und Infrastruktur ist nicht nur mit Herausforderungen, sondern auch mit Möglichkeiten und spannenden Projekten gefüllt. Innovative Ideen, intelligente Verkehrskonzepte und nachhaltige Mobilitätslösungen werden erprobt und umgesetzt. Diese Entwicklungen stimmen mich als Sozialarbeiterin positiv und hoffnungsvoll.

Sozialarbeiter:innen stehen an vorderster Front, um die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Klient:innen zu vertreten. Sie setzen sich für eine inklusive Gesellschaft ein, in der Mobilität keine Grenzen kennt. Und wenn nicht nur Sozialarbeiter:innen, sondern wir alle – Politiker:innen, Planer:innen und Bürger:innen – zusammenarbeiten, können wir eine Zukunft gestalten, in der Mobilität und Infrastruktur keine Barrieren, sondern Brücken sind, die Menschen miteinander verbinden und neue Chancen eröffnen.

Roxana Gestermann studiert Soziale Arbeit an der Hochschule München. Sie ist seit Okotber 2021 in der Grundförderung der FNF.


Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des VSA-Mitgliedermagazins "freiraum", die in Kooperation mit der Medienakademie der Begabtenförderung der FNF entstanden ist. Mehr über die liberale Medienakademie könnt ihr über diesen LINK erfahren.